Der Frühling hat begonnen und mit ihm die ersten Frühflieger. Kaum jemand ist für unsere Natur so wichtig wie seine Vorboten die Wildbienen! In der Schweiz leben ca. 600 Arten der friedlichen Bestäuber. Was erstmal nach viel klingt, sollte uns trotzdem nachdenklich stimmen! Nur etwas 37 Prozent der heimischen Wildbienen stehen nämlich nicht auf der Roten Liste der bedrohten Tiere. Um die Tierchen ein wenig besser verstehen und identifizieren zu können, haben wir hier für den ein oder anderen Hobby-Etmologen unter euch eine paar nützliche Informationen zusammengestellt, die du bestimmt noch nicht wusstest.
Wildbiene ist nämlich nicht gleich Wildbiene. Die verschiedenen Gattungen unterscheiden sich nicht nur in ihren Wohn- und Nahrungsvorlieben, sie unterscheiden sich ebenso im Aussehen. Auch wenn man dafür manchmal doch etwas genauer hinsehen muss.
Die wohl bekannteste ihrer Art: Die Rostrote Mauerbiene
Sie ähnelt der gewöhnlichen Honigbiene. Allerdings ist diese Mauerbiene mit ihren acht bis zwölf Millimetern doch etwas kleiner. Wer genau hinsieht erkennt, dass Männchen und Weibchen auf den ersten Blick dieselbe bräunliche bis fuchsrote Färbung haben. Die Männchen tragen zudem eine auffällige weisse Behaarung am Kopfschild, während der Kopf der Weibchen schwarz und ohne Behaarung ist und: Mit über 19 verschiedenen in Frage kommenden Pflanzenfamilien ist diese Art keinesfalls wählerisch, was ihre Nahrungsauswahl betrifft.
Verwechslungsgefahr: Die Lauch-Maskenbiene
Was auf den ersten Blick wie eine fliegende Ameise aussieht, stellt sich bei genauerem Hinsehen als eine „maskierte“ Wildbienenart heraus. Die Männchen der Lauch-Maskenbiene haben eine auffällige weisse Zeichnung im Gesicht, die bei den Weibchen in Streifenform seitlich am Körper zu finden ist. Diese Bienen sind übrigens Spezialisten: Sie sammeln fast ausschliesslich Pollen von den Blüten verschiedener Laucharten. Aber keine Sorge, sollten Sie keinen Lauch im Garten haben: Die gewöhnliche Maskenbiene ist generalisiert auf viele verschiedene Wildpflanzen und deren Pollen.
Ein wahrer Blickfang: Die Stahlblaue Mauerbiene
Mit ihrem blauschillernden Körper und der weissen Behaarung hebt sich die Stahlblaue Mauerbiene deutlich von ihren Artgenossen ab. Die Männchen stechen insbesondere durch ihre stärkere Haarpracht und die eher kupfern bis metallisch grün schimmernde Färbung hervor und lassen sich damit gut von den Weibchen unterscheiden. Das Besondere an dieser solitärlebenden Gattung: Pro Jahr hat sie zwei Generationen und ist somit vom Frühjahr bis in den Herbst hinein an Nisthilfen zu beobachten. Die mit sechs bis acht Millimetern doch recht kleine Mauerbienenart sammelt vor allem Pollen auf Schmetterlingsblütlern und Lippenblütlern. Sie liebt Hornklee, Saat-Esparsette, Zieste und Echtes Herzgespann.
Ach ja: Wer dachte, alle Bienen brummen gleichermassen durch den Garten und leben in einem Bienenstock, hat sich gewaltig getäuscht! Die wilden Verwandten der Honigbiene sind solitärlebend und jedes Weibchen kümmert sich um seinen eigenen Nachwuchs. Aber damit noch nicht genug.
Fünf verblüffende Fakten über Mauerbienen:
- Mauerbienen sind bei der Suche nach ihren Kinderstuben sehr erfinderisch. Sie können ihre Brutzellen auch in einem Gartenschlauch, einer leeren Streichholzschachtel oder einem alten Auspuffrohr bauen.
- Frisch geschlüpfte Männchen müssen meist einige Tage warten, bis sich die ersten Weibchen zeigen. Die Paarung dauert bis zu zwei Stunden. Gleich im Anschluss beginnen die Weibchen mit dem Brutgeschäft.
- Mauerbienen können das Geschlecht ihrer Nachfahren bestimmen! Aus befruchteten Eiern werden Weibchen, aus unbefruchteten Eiern dagegen Männchen.
- Gehörnte und Rote Mauerbienen sind sehr gute Bestäuber, denn sie sammeln Pollen trocken in ihrer Bauchbürste. 98 Prozent ihrer Blütenbesuche führen damit zu einer Bestäubung. Honigbienen, die den Blütenstaub mit Nektar vermischt an den Beinen transportieren, müssen dagegen durchschnittlich fünf Apfelblüten anfliegen, um eine einzige zu bestäuben!
- Unter gewissen Umständen können gerade einmal 300 Mauerbienen dieselbe Bestäubungsleistung haben wie ein ganzes Honigbienenvolk. Oder: Ein Mauerbienenweibchen erbringt die Bestäubungsleistung von 80 bis 300 Honigbienen.
Noch mehr verblüffende Fakten über die flauschigen Mauerbienen findest du hier.
Du siehst, die Wildbienen haben einiges zu bieten und stecken voller Überraschungen! Also nichts wie los: Lege dich sich in deinem Garten auf die Lauer und bestaune die faszinierende Welt seiner wahrscheinlich wichtigsten Bestäuber mit deinem BeeHome. Viel Spass!