Was bedroht die Menschen am meisten? Laut Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums (WEF): Versagen in der Klimapolitik, extremes Wetter und Artensterben. Zu dieser Einschätzung kommen 1000 befragte Experten und Expertinnen. Höchste Zeit gegenzusteuern.
Viele mögen derzeit Covid-19 für die größte Bedrohung der Menschheit halten. Kurzfristig könnte das sogar stimmen. Doch die langfristigen Gefahren kommen aus einer ganz anderen Ecke. Das zumindest ist die Einschätzung von 1000 Experten und Führungskräften auf der ganzen Welt, die das Weltwirtschaftsforum (WEF) für seinen Global Risk Report 2022 befragt hat.
Als langfristige Risiken gelten globale Gefahren innerhalb der kommenden 5 bis zehn Jahre. Hier nennen die befragten Experten fast ausschliesslich Umweltthemen:
- Versagen in der Klimapolitik
- Extreme Weiterentwicklungen
- Verlust der Biodiversität
- Rohstoffkrisen
- Umweltzerstörung
Eine Million der acht Millionen Tier- und Pflanzenarten droht auszusterben, warnt auch der Weltbiodiversitätsrat. Das Tempo des Artensterbens sei derzeit zehn- bis hundertmal höher als im Schnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre und es beschleunige sich noch. Wenn zum Beispiel immer weniger Insektenarten die Bestäubung sichern, gibt es Schwierigkeiten mit der Nahrungsproduktion.
Artenschwund ist eine massiv unterschätzte Bedrohung für unseren Planeten und die Menschen. Aber es gebe keinen Grund, deswegen in Schockstarre zu verfallen, sagt der Biologe Tom Strobl. Im Gegenteil. „Wir alle, du und ich, haben
es in der Hand etwas gegen das Artensterben zu unternehmen. Jeder kann bei sich zu Hause Lebensraum schaffen und sich dafür einsetzen, dass wieder mehr
Lebensraum entsteht als zerstört wird“, macht Strobl Mut. Der 40-Jährige ist Mitgründer der Firma Wildbiene + Partner, die in der Schweiz und in Deutschland aktiv Wildbienen vermehrt und mit Insektenparadiesen biodiversen Lebensraum in Städten schafft.
Denn so gross die Bedrohung durch das weltweite Artensterben auch ist - wenn jeder bei sich ein kleines Stückchen Lebensraum schafft, können wir gemeinsam das Netz der Artenvielfalt wieder fester knüpfen und so hoffentlich vor dem Zerreissen bewahren. Unter anderem die wichtigen Insekten, allen voran Wildbienen, kann jeder mit einfachen Mitteln bei sich zuhause fördern: Schon ein paar heimische Pflanzen auf dem Stadtbalkon, Nisthilfen und wilde Ecken im Garten schaffen wertvollen Lebensraum für viele Arten.
Das Netz für mehr Artenvielfalt wird von Woche zu Woche dichter. Gemeinsam mit über 172.000 Wildbienen-Fans in der Schweiz und Deutschland haben Strobl und sein Team schon Lebensraum für viele Millionen Wildbienen geschaffen.
“Auch ein kleiner Garten mit Wildblumen kann grosse Wirkung für die Insekten haben. Hauptsache man tut jetzt etwas. Viele kleine Schritte führen zum Ziel”, ist Tom Strobl überzeugt. Statt tatenlos das Artensterben zu beklagen, können sich die aktiven Tier- und Pflanzenfreunde über kunterbunte Blumen daheim freuen, auf denen dutzende verschiedene Insektenarten Nahrung finden. A buzzing world for all!